Cannabis-Regeneration: Vor- und Nachteile des Reveggens

Die Vorstellung, eine liebgewonnene Cannabispflanze nach ihrer mühsam begleiteten Blüte einfach zu entsorgen, fühlt sich für viele Gärtner falsch an. Was wäre, wenn genau diese Pflanze, die bereits ihre Stärke und Genetik unter Beweis gestellt hat, zu einem zweiten Leben und einer weiteren Cannabis Ernte erweckt werden könnte? Genau hier setzt die Technik der Cannabis-Regeneration an. Es ist ein Prozess, der Geduld und ein gewisses Fingerspitzengefühl erfordert, aber die Belohnung ist nicht nur eine zusätzliche Ernte, sondern auch ein tieferes Verständnis für den Lebenszyklus dieser außergewöhnlichen Pflanze. Diese Methode, oft auch als „Re-Vegging“ bezeichnet, kehrt den biologischen Schalter der Pflanze um und schickt sie von der Blütephase zurück in das vegetative Wachstum.

Dieser Weg ist unkonventionell und wird von vielen Gärtnern übersehen, die sich stattdessen auf den Anbau aus Samen oder Klonen konzentrieren. Doch die Regeneration bietet einzigartige Vorteile, wie die Sicherung einer bewährten Genetik ohne den Unterhalt einer separaten Mutterpflanze. Du umgehst die Unsicherheiten, die mit neuen Samen einhergehen, und arbeitest mit einem Wurzelsystem, das bereits voll entwickelt und etabliert ist. Diese exakte Anleitung zur Cannabis-Regeneration wird dich Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess führen. Wir beleuchten die biologischen Hintergründe, die notwendigen Vorbereitungen und die genaue Vorgehensweise, um deiner Pflanze erfolgreich ein zweites Kapitel zu schenken. Es ist eine Reise, die deine gärtnerischen Fähigkeiten auf die Probe stellt und erweitert.

Was bedeutet Cannabis-Regeneration überhaupt?

Im Kern ist die Cannabis-Regeneration ein gezielter Eingriff, um eine weibliche Cannabispflanze nach der Ernte dazu zu bewegen, erneut in die vegetative Wachstumsphase einzutreten. Normalerweise ist der Lebenszyklus von Cannabis linear: Keimung, vegetatives Wachstum, Blüte, Ernte und dann das natürliche Ende der Pflanze. Die Regeneration durchbricht diesen Zyklus. Anstatt die Pflanze nach dem Abschneiden der Blüten zu kompostieren, belässt man einen Teil der unteren Zweige und Blätter am Stamm. Durch eine radikale Umstellung der Lichtverhältnisse wird die Pflanze hormonell so stimuliert, dass sie die Blütenproduktion einstellt und stattdessen wieder neue Triebe, Zweige und Blätter ausbildet.

Man zwingt die Pflanze gewissermaßen, in der Zeit zurückzureisen. Dieser Prozess wird auch als „Re-Vegging“ oder „Revegetation“ bezeichnet. Die Pflanze nutzt ihr bestehendes, starkes Wurzelsystem, um mit erstaunlicher Energie neues Wachstum zu erzeugen. Dieses neue Wachstum sieht anfangs oft seltsam und unstrukturiert aus. Es können runde, glatte Blätter ohne die typische Fächerung entstehen. Das ist ein normales Zeichen des hormonellen Umbruchs. Mit der Zeit normalisiert sich das Wachstum und die Pflanze entwickelt wieder ihre bekannte Struktur. Sobald sie wieder stabil im vegetativen Zustand ist, kann sie wie jede andere junge Pflanze behandelt, trainiert und schließlich erneut in die Blüte geschickt werden. Die erfolgreiche Cannabis-Regeneration ist somit eine Form der Erneuerung und eine eindrucksvolle Demonstration der Lebenskraft dieser Spezies.

Warum solltest du eine Cannabis-Regeneration überhaupt in Erwägung ziehen?

Die Entscheidung für eine Regeneration ist keine, die man leichtfertig trifft. Sie steht im direkten Wettbewerb mit bewährten Methoden wie dem Anbau aus Samen oder dem Ziehen von Stecklingen. Dennoch gibt es gewichtige Gründe, die für diesen unkonventionellen Weg sprechen. Der offensichtlichste Vorteil ist die Effizienz. Du sparst dir die Zeit für die Keimung und die frühe Wachstumsphase, da du mit einem voll ausgebildeten Wurzelsystem startest. Eine regenerierte Pflanze kann daher oft schneller wieder eine beachtliche Größe erreichen als ein Sämling. Dieser zeitliche Vorsprung kann sich direkt in einem zusätzlichen Erntezyklus pro Jahr niederschlagen, was besonders für Gärtner mit begrenztem Platz und Zeit ein starkes Argument ist.

Ein weiterer entscheidender Punkt ist die genetische Sicherheit. Hast du eine Pflanze mit außergewöhnlichem Aroma, besonderer Potenz oder einem idealen Wuchsverhalten entdeckt, erlaubt dir die Regeneration, exakt diese Genetik zu erhalten. Es ist wie eine eingebaute Versicherung für deine Lieblingsphänotypen. Während man dafür normalerweise eine Mutterpflanze unterhalten müsste, was dauerhaft Platz und Ressourcen beansprucht, integriert die Cannabis-Regeneration die Erhaltung der Genetik direkt in den normalen Anbauzyklus. Du erntest und verjüngst dieselbe Pflanze. Zudem ist es eine ressourcenschonende Methode. Du verwendest denselben Topf, dieselbe Erde und dasselbe Wurzelsystem weiter, was Abfall reduziert und den Bedarf an neuem Substrat minimiert. Für den experimentierfreudigen Gärtner bietet die Anleitung zur Regeneration zudem eine faszinierende Lernkurve und einen tiefen Einblick in die botanischen Prozesse der Pflanze.

Welche Nachteile und Risiken gibt es?

Trotz der verlockenden Vorteile ist die Cannabis-Regeneration kein Spaziergang im Park und birgt spezifische Herausforderungen. Der Prozess ist für die Pflanze mit erheblichem Stress verbunden. Nicht jede Pflanze überlebt den Schock der radikalen Ernte und die Umstellung des Lichtzyklus. Die Erfolgsquote ist nicht bei 100 Prozent, und es kann frustrierend sein, wochenlang auf ein Lebenszeichen zu warten, das vielleicht nie kommt. Zudem kann der hohe Stress das Risiko von Hermaphroditismus (Zwitterbildung) in der zweiten Blütephase erhöhen. Eine Pflanze, die zwittrig wird, produziert Pollen und kann sich selbst sowie andere weibliche Pflanzen bestäuben, was zu einer samenreichen und qualitativ minderwertigen Ernte führt.

Die Erträge der zweiten Ernte fallen oft etwas geringer aus als die der ersten. Obwohl die Pflanze schnell wächst, erreicht sie selten wieder die exakt gleiche Vitalität und Struktur. Das neue Wachstum kann anfangs bizarr aussehen, mit unüblichen Blattformen und einer buschigeren, weniger organisierten Struktur. Dies erfordert oft mehr Training und Beschneidung, um die Pflanze für die zweite Blüte in eine gute Form zu bringen. Ein weiteres Risiko ist die Ansammlung von Schädlingen und Krankheiten. Eine Pflanze, die bereits einen vollen Zyklus durchlaufen hat, hatte mehr Zeit, unbemerkte Probleme wie Spinnmilben oder Pilzsporen im Substrat anzusammeln. Diese können sich während der Regenerationsphase, in der die Pflanze geschwächt ist, explosionsartig vermehren. Eine sorgfältige Inspektion vor der Entscheidung zur Regeneration ist daher unerlässlich.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Cannabis-Regeneration?

Der Erfolg einer Cannabis-Regeneration hängt entscheidend vom Zustand der Pflanze zum Zeitpunkt der Ernte ab. Eine gesunde, kräftige Pflanze, die ihren ersten Lebenszyklus ohne größere Probleme wie Nährstoffmängel, Krankheiten oder Schädlingsbefall durchlaufen hat, besitzt die besten Voraussetzungen. Eine geschwächte Pflanze hat schlichtweg nicht die Energiereserven, um den Stress der Regeneration zu überstehen. Überprüfe deine Pflanze vor der Ernte genau. Achte auf sattgrüne Blätter in den unteren Bereichen, einen stabilen Stamm und keinerlei Anzeichen von Schädlingen an der Stängelbasis oder auf der Blattunterseite.

Der ideale Moment für die Einleitung der Regeneration ist direkt am Erntetag. Die Pflanze befindet sich in einem hormonellen Zustand, der auf die Produktion von Blüten und Harz ausgerichtet ist. Diesen Zustand gilt es so schnell wie möglich umzukehren. Jede Verzögerung bedeutet zusätzlichen Stress. Plane die Ernte so, dass du unmittelbar danach die notwendigen Schritte für die Regeneration durchführen kannst. Es ist wichtig, nicht die gesamte Pflanze abzuernten. Die unteren Zweige und einige kleine, luftige Knospen (oft als „Popcorn-Buds“ bezeichnet) müssen an der Pflanze verbleiben. Diese Reststrukturen sind die Ausgangspunkte für das neue vegetative Wachstum. Ohne sie hat die Pflanze keine Grundlage, aus der sie neue Triebe bilden kann. Eine Pflanze, die bis auf den kahlen Stängel zurückgeschnitten wird, wird sich nicht regenerieren können.

Die exakte Anleitung zur Cannabis-Regeneration: Schritt für Schritt erklärt

Diese detaillierte Anleitung führt dich durch jeden notwendigen Schritt. Präzision und Geduld sind hier deine wichtigsten Werkzeuge. Halte dich genau an die Abfolge, um die Erfolgschancen zu maximieren und deiner Pflanze den bestmöglichen Start in ihr zweites Leben zu geben.

Schritt 1: Die Vorbereitung der Ernte und des Werkzeugs

Bevor du die Schere ansetzt, bereite alles sorgfältig vor. Du benötigst eine saubere, scharfe Gartenschere oder ein Skalpell. Desinfiziere die Klingen gründlich mit Alkohol, um die Übertragung von Krankheitserregern zu verhindern. Ein sauberer Schnitt verheilt besser und reduziert das Infektionsrisiko für die Pflanze. Der Erntevorgang selbst wird bei der Regeneration etwas anders durchgeführt als bei einer finalen Ernte. Identifiziere bereits im Vorfeld die unteren 20-30 % der Pflanze, die du stehen lassen wirst. Dies sollte ein Bereich mit mehreren kleinen Zweigen und idealerweise einigen Fächerblättern sein. Diese Blätter sind die Solarpaneele der Pflanze und für die Photosynthese nach dem Schnitt von großer Bedeutung.

Gehe bei der Ernte der oberen Blütenstände systematisch vor. Schneide die reifen Hauptblüten (Colas) und größeren Seitenblüten ab. Sei dabei vorsichtig und vermeide es, die unteren, für die Regeneration vorgesehenen Bereiche zu beschädigen. Es ist besser, etwas mehr stehen zu lassen als zu wenig. Die kleinen, fluffigen Knospen im unteren Bereich sind für den Konsum ohnehin weniger wertvoll, aber für das Überleben der Pflanze entscheidend. Sie enthalten meristematisches Gewebe, aus dem neues Wachstum entstehen kann. Sobald die obere Ernte abgeschlossen ist, hast du ein Pflanzenskelett vor dir, das bereit für den nächsten Schritt ist.

Schritt 2: Der Regenerationsschnitt und die Wurzelpflege

Nachdem die Hauptblüten geerntet sind, folgt der wichtigste Teil: der eigentliche Regenerationsschnitt. Entferne alle verbliebenen größeren Blütenstände von den ausgewählten unteren Zweigen. Lasse aber unbedingt die kleinen Blätter, die direkt aus den Knospen wachsen (Zuckerblätter), und idealerweise ein paar kleine Fächerblätter an jedem Zweig zurück. Diese Strukturen sind die Motoren für den Neustart. Die Pflanze hat nun deutlich weniger Blattmasse, um Wasser zu verdunsten, aber immer noch ein massives Wurzelsystem, das Wasser aufnimmt. Um ein Ungleichgewicht und Wurzelfäule zu vermeiden, ist eine Anpassung des Wurzelballens oft sinnvoll.

Dafür wird die Pflanze vorsichtig aus ihrem Topf genommen. Schneide mit einem sauberen Messer oder einer Wurzelschere die äußeren 2-3 Zentimeter des Wurzelballens an den Seiten und am Boden ab. Dieser Wurzelschnitt regt die Bildung neuer, feiner Haarwurzeln an und schafft Platz für frisches Substrat. Setze den verkleinerten Wurzelballen zurück in denselben oder einen sauberen Topf und fülle den entstandenen Freiraum mit frischer, leicht vorgedüngter Erde auf. Dies gibt der Pflanze einen dringend benötigten Nährstoffschub für die bevorstehende Wachstumsphase. Drücke die neue Erde leicht an und gieße die Pflanze mäßig an, um die neue Erde zu setzen.

Schritt 3: Die Umstellung des Lichtzyklus und der Umgebung

Dies ist der hormonelle Auslöser für die Cannabis-Regeneration. Die Pflanze muss aus dem Blüte-Lichtzyklus (üblicherweise 12 Stunden Licht / 12 Stunden Dunkelheit) sofort in einen vegetativen Zyklus versetzt werden. Der effektivste Weg, dies zu tun, ist ein extremer Lichtzyklus von 24 Stunden durchgehendem Licht für die ersten ein bis zwei Wochen. Alternativ funktioniert auch ein klassischer vegetativer Zyklus von 18 Stunden Licht und 6 Stunden Dunkelheit. Das lange oder ununterbrochene Lichtsignal stoppt die Produktion von Blühhormonen (wie Florigen) und fördert die Ausschüttung von Wachstumshormonen (Auxinen).

Stelle die Pflanze unter eine Lichtquelle, die für das Wachstum ausgelegt ist, idealerweise eine mit einem höheren Blauanteil im Lichtspektrum. LED- oder Leuchtstofflampen sind hier gut geeignet. Die Temperatur sollte stabil zwischen 20-25 °C und die Luftfeuchtigkeit bei etwa 60-70 % liegen, um das neue, zarte Wachstum zu unterstützen. In dieser Phase ist die Pflanze extrem anfällig. Geduld ist jetzt gefragt. Es kann zwischen einer und vier Wochen dauern, bis die ersten Anzeichen neuen Lebens sichtbar werden. Widerstehe dem Drang, die Pflanze zu viel zu gießen oder zu düngen. Das Wurzelsystem ist groß, aber der Wasserbedarf ist aufgrund der fehlenden Blattmasse sehr gering. Gieße nur, wenn sich die oberste Erdschicht trocken anfühlt.

Schritt 4: Woran erkenne ich eine erfolgreiche Regeneration?

Die ersten Anzeichen einer erfolgreichen Regeneration sind oft subtil und können leicht übersehen werden. Halte Ausschau nach neuem, hellgrünem Wachstum, das direkt aus den kleinen Restknospen oder den Nodien der verbliebenen Zweige sprießt. Dieses erste Wachstum wird wahrscheinlich nicht wie typische Cannabisblätter aussehen. Erwarte einzelne, glattrandige, oft abgerundete Blätter. Das ist ein klassisches Zeichen des Re-Vegging-Prozesses und zeigt, dass die hormonelle Umstellung im Gange ist. Manche Grower nennen dieses Phänomen „verrücktes Wachstum“, aber es ist ein absolut positives Signal.

Mit der Zeit werden die neuen Triebe stärker und beginnen, Blätter mit drei, dann fünf und schließlich wieder der normalen Anzahl an Fingern zu produzieren. Das ist der Moment, in dem du weißt, dass die Pflanze den Übergang vollständig geschafft hat und wieder stabil in der vegetativen Phase ist. Während dieser Zeit solltest du die Pflanze weiterhin nur sparsam gießen und auf Dünger vorerst komplett verzichten. Die frische Erde und die in der alten Erde verbliebenen Nährstoffe reichen für die erste Zeit vollkommen aus. Erst wenn die Pflanze mehrere Sätze neuer, normal aussehender Blätter entwickelt hat und sichtlich an Größe zulegt, kannst du mit einer leichten vegetativen Düngung beginnen, beginnend mit etwa einem Viertel der vom Hersteller empfohlenen Dosis.

  • Erste Anzeichen (Woche 1-3):
    • Hervortreten von glatten, einzelnen Blättern aus alten Knospenansätzen.
    • Kein weiteres Austrocknen der verbliebenen Stängel.
    • Leichte Schwellungen an den Nodien (Stängelknoten).
  • Stabilisierungsphase (Woche 3-6):
    • Entwicklung von Blättern mit zunächst 3, dann 5 Fingern.
    • Bildung neuer Triebe und Verzweigungen.
    • Sichtbares Höhen- und Breitenwachstum.
  • Vollständige vegetative Phase (Ab Woche 6):
    • Die Pflanze produziert durchgehend normales, gesundes Wachstum.
    • Sie kann wie eine normale Pflanze im Wachstum behandelt und trainiert werden.

Spezialtechniken und was zu tun ist, wenn Probleme auftreten

Nicht jede Cannabis-Regeneration verläuft nach Plan. Manchmal stagniert die Pflanze, zeigt seltsames Verhalten oder reagiert nicht wie erwartet. Ein Verständnis für fortgeschrittene Kniffe und die Fähigkeit zur Fehlerbehebung sind entscheidend, um auch schwierige Kandidaten durch den Prozess zu bringen und das Ergebnis zu optimieren.

Was ist „Monster Cropping“ im Kontext der Regeneration?

Der Begriff „Monster Cropping“ wird oft im Zusammenhang mit Klonen verwendet, die von einer Pflanze in der Blütephase genommen werden. Diese Klone durchlaufen einen ähnlichen Re-Vegging-Prozess wie eine regenerierte Pflanze. Das Ergebnis ist eine extrem buschige Pflanze mit einer Unzahl an Seitentrieben. Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Hauptpflanze während der Cannabis-Regeneration übertragen. Das neue Wachstum, das aus den alten Blütenansätzen entsteht, ist von Natur aus stark verzweigt. Anstatt nur eines Haupttriebs entwickeln sich viele kleine Triebe gleichzeitig.

Du kannst diesen Effekt nutzen, um eine sehr breite, buschige Pflanze für die zweite Runde zu ziehen, die ideal für Anbautechniken wie Screen of Green (ScrOG) ist. Anstatt das Wachstum unkontrolliert wuchern zu lassen, solltest du die neuen Triebe gezielt trainieren. Techniken wie Low Stress Training (LST), bei dem die neuen Zweige sanft nach unten gebogen und fixiert werden, fördern eine gleichmäßige Lichtverteilung und regen die Entwicklung noch mehrer Seitentriebe an. Das Ergebnis ist eine Pflanze, die vielleicht nicht so hoch wie im ersten Durchgang wird, aber dafür eine breite, dichte Krone aus vielen mittelgroßen Blüten bildet, was den Gesamtertrag maximieren kann. Die Anleitung zum Monster Cropping ist im Grunde eine Anleitung zur Nutzung des chaotischen Wuchses zu deinem Vorteil.

Häufige Probleme und deren Lösungen bei der Regeneration

Der Weg zur zweiten Ernte ist mit potenziellen Stolpersteinen gepflastert. Eines der häufigsten Probleme ist die Stagnation – die Pflanze zeigt wochenlang keine Reaktion. Überprüfe in diesem Fall die Grundlagen: Ist der Lichtzyklus korrekt (18+ Stunden)? Sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit im optimalen Bereich? Vor allem aber: Hast du zu viel gegossen? Staunässe ist der häufigste Killer regenerierender Pflanzen. Lass die Erde zwischen den Wassergaben deutlich abtrocknen. Ein weiteres Problem ist Nährstoffbrand. Gib keinen Dünger, bis die Pflanze robustes, neues Wachstum zeigt. Die im alten und neuen Substrat vorhandenen Nährstoffe sind mehr als ausreichend.

Sollten sich gelbe Blätter am neuen Wuchs zeigen, kann das ein Zeichen für einen Nährstoff-Lockout sein, oft verursacht durch einen falschen pH-Wert im Wurzelbereich durch die Mischung aus alter und neuer Erde. Eine Spülung mit pH-reguliertem Wasser kann hier Abhilfe schaffen. Achte auch verstärkt auf Schädlinge. Die geschwächte Pflanze ist ein leichtes Ziel. Untersuche die Blattunterseiten regelmäßig auf Spinnmilben oder Trauermücken. Bei einem Befall musst du sofort mit geeigneten, biologischen Mitteln gegensteuern. Eine proaktive Haltung und genaue Beobachtung sind der beste Schutz vor Enttäuschungen.

Regeneration vs. Klonen: Ein direkter Vergleich

Die Entscheidung, eine Genetik zu erhalten, führt unweigerlich zu der Frage: Soll ich die Pflanze regenerieren oder lieber Klone nehmen? Beide Methoden haben das Ziel, eine exakte genetische Kopie zu erstellen, aber ihre Ansätze, Anforderungen und Ergebnisse unterscheiden sich erheblich. Die folgende Tabelle stellt die beiden Techniken gegenüber, um dir eine klare Entscheidungsgrundlage zu bieten.

MerkmalCannabis-RegenerationKlonen (Stecklinge)
AusgangsmaterialEine ganze Pflanze nach der ErnteEin kleiner Zweig (Steckling) von einer Mutterpflanze
WurzelsystemVorhandenes, etabliertes und massives WurzelsystemMuss erst komplett neue Wurzeln bilden (zeitaufwendig)
Zeit bis zur nächsten BlüteOft schneller, da die vegetative Phase verkürzt istLänger, da Bewurzelung und vegetatives Wachstum mehr Zeit benötigen
PlatzbedarfBenötigt durchgehend den Platz einer großen PflanzeBenötigt anfangs nur wenig Platz (z.B. in einem Minigewächshaus)
Stresslevel für die PflanzeSehr hoch; birgt das Risiko des Scheiterns oder der ZwitterbildungGeringer Stress für die Mutterpflanze; der Klon selbst ist anfällig
ErtragspotenzialZweite Ernte oft etwas geringer als die erstePotenziell identischer Ertrag wie die Mutterpflanze unter gleichen Bedingungen
Ideal fürGärtner ohne Platz für eine Mutterpflanze; Erhaltung einer speziellen PflanzeProduktion vieler identischer Pflanzen; kommerzieller Anbau; Scalability

Wie die Tabelle zeigt, ist die Cannabis-Regeneration eine exzellente Methode für den Hobbygärtner, der eine einzelne, herausragende Pflanze ohne den Aufwand einer permanenten Mutterpflanze erhalten möchte. Es ist eine platz- und ressourcensparende Technik. Klonen hingegen ist überlegen, wenn eine große Anzahl identischer Pflanzen benötigt wird und der Platz für die Aufzucht der Stecklinge und eventuell eine Mutterpflanze vorhanden ist. Deine persönliche Situation, deine Ziele und deine Risikobereitschaft bestimmen, welche Methode für dich die bessere Wahl ist.

Fazit: Ist die Cannabis-Regeneration die Mühe wert?

Die Cannabis-Regeneration ist mehr als nur eine Anbautechnik; sie ist eine Philosophie der Nachhaltigkeit und ein Zeugnis für die erstaunliche Resilienz der Cannabispflanze. Sie fordert vom Gärtner Geduld, Aufmerksamkeit und die Bereitschaft, von der Pflanze zu lernen. Der Weg ist nicht immer einfach und der Erfolg nicht garantiert. Doch die Belohnung geht über eine reine zweite Ernte hinaus. Die Möglichkeit, eine außergewöhnliche Genetik ohne den logistischen Aufwand einer Mutterpflanze zu bewahren, ist ein unschätzbarer Vorteil. Du sparst Zeit und Ressourcen und vertiefst gleichzeitig deine Verbindung zu deinen Pflanzen.

Die in dieser Anleitung beschriebenen Schritte bieten ein solides Gerüst für dein Vorhaben. Der Schlüssel liegt in der sorgfältigen Ausführung, der genauen Beobachtung und der Fähigkeit, auf die Signale deiner Pflanze zu reagieren. Die anfänglich seltsam anmutenden Blätter, das explosive, buschige Wachstum und die gesamte hormonelle Umstellung sind ein faszinierendes Schauspiel. Ob sich die Mühe lohnt, ist eine persönliche Entscheidung. Wenn du jedoch der Typ Gärtner bist, der Freude am Experimentieren hat, der Ressourcen schätzt und der eine besondere Beziehung zu jeder einzelnen Pflanze aufbaut, dann ist die Antwort ein klares Ja. Die Cannabis-Regeneration bietet eine einzigartige Chance, den Kreislauf des Lebens im eigenen Garten neu zu definieren.

Dennis
Dennis

Dennis ist Redakteur bei Cannabis-Anbau.de und schreibt über Anbautechniken, Equipment, Sorten und Problemlösungen. Alle Inhalte sind rein informativ.

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