Der THC-Gehalt ist ein wichtiger Faktor bei der Bewertung von Hanf und Hanfprodukten. THC (Tetrahydrocannabinol) ist der Hauptwirkstoff der Hanfpflanze und für die psychoaktive Wirkung verantwortlich. Je nach Verwendungszweck und Einsatzgebiet ist es entscheidend, den genauen THC-Gehalt zu kennen.
In der Medizin macht man sich die schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften von THC zunutze. Hier sind Präparate mit einem definierten Wirkstoffgehalt gefragt. Auch bei der Herstellung von Lebensmitteln und Kosmetika spielt der THC-Gehalt eine Rolle. Zu hohe Konzentrationen können unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen.
Um den THC-Gehalt zuverlässig zu bestimmen, gibt es verschiedene Messverfahren. Sie unterscheiden sich in ihrer Genauigkeit, dem Aufwand der Durchführung und den Kosten. Die Bandbreite reicht von einfachen Schnelltests bis hin zu hochpräzisen Analysemethoden.
Dieser Ratgeber stellt die gängigsten Verfahren vor und erläutert ihre Funktionsweise. Neben den Vorteilen werden auch die Grenzen der einzelnen Methoden aufgezeigt.
Dünnschichtchromatographie
Die Dünnschichtchromatographie (DC) ist ein einfaches und kostengünstiges Verfahren zur Bestimmung des THC-Gehalts in Hanfproben. Sie eignet sich besonders für orientierende Untersuchungen und Screenings.
Bei der DC wird die Probe zunächst extrahiert und auf eine mit Kieselgel beschichtete Platte aufgetragen. Als Trennmedium dient ein Lösungsmittelgemisch, das die Platte hochsteigt. Dabei werden die Inhaltsstoffe der Probe nach ihrer Polarität aufgetrennt. THC ist relativ unpolar und legt daher eine größere Strecke zurück als andere Cannabinoide.
Nach der Trennung wird die Platte mit einem Färbereagenz besprüht, das THC sichtbar macht. Anhand der Laufstrecke und durch Vergleich mit Referenzsubstanzen kann der THC-Gehalt abgeschätzt werden. Für eine exakte Quantifizierung ist die DC jedoch nicht geeignet.
Die Vorteile der Dünnschichtchromatographie liegen in der einfachen Durchführung und den geringen Kosten. Sie kommt ohne teure Geräte aus und ist schnell zu erlernen. Allerdings ist die Methode nicht sehr spezifisch und anfällig für Störungen durch andere Probenbestandteile. Auch die Genauigkeit ist begrenzt.
Trotz dieser Einschränkungen ist die DC eine nützliche Methode für die THC-Bestimmung. Sie eignet sich gut für Voruntersuchungen und zur Überprüfung der Identität von Hanfproben. Für eine genaue Gehaltsbestimmung sollten jedoch andere Verfahren wie die Gaschromatographie oder HPLC eingesetzt werden.
Gaschromatographie
Die Gaschromatographie (GC) ist ein hochpräzises Verfahren zur Bestimmung des THC-Gehalts in Hanfproben. Sie ermöglicht eine zuverlässige Quantifizierung auch geringer THC-Konzentrationen. Daher ist die GC das Mittel der Wahl, wenn es um die Einhaltung gesetzlicher Grenzwerte geht.
Bei der Gaschromatographie wird die Probe zunächst verdampft und mit einem Trägergas durch eine Trennsäule geleitet. Die Säule enthält eine stationäre Phase, an der die Inhaltsstoffe unterschiedlich stark gebunden werden. Leichtflüchtige Substanzen wie THC erreichen den Detektor zuerst, schwerflüchtige Komponenten benötigen länger.
Der Detektor registriert die aufgetrennten Substanzen und erzeugt ein Chromatogramm. Jeder Peak im Chromatogramm entspricht einer Substanz aus der Probe. Über die Peakfläche kann die Konzentration der Substanz bestimmt werden. Zur eindeutigen Identifizierung wird oft noch ein Massenspektrometer als Detektor eingesetzt.
Für eine genaue Quantifizierung ist eine sorgfältige Probenvorbereitung entscheidend. Die Hanfprobe muss getrocknet, zerkleinert und extrahiert werden. Dabei ist darauf zu achten, dass kein THC verloren geht oder abgebaut wird. Auch die Kalibrierung des GC-Systems mit Referenzsubstanzen ist wichtig für zuverlässige Ergebnisse.
Die Gaschromatographie liefert präzise und reproduzierbare Resultate. Sie ist in der Lage, THC auch in komplexen Matrices wie Hanföl oder Hanfmehl zu bestimmen. Allerdings erfordert die Methode eine teure Geräteausstattung und geschultes Personal. Auch der Zeitaufwand für Probenvorbereitung und Messung ist relativ hoch.
Trotz des hohen Aufwands ist die GC unverzichtbar, wenn eine exakte THC-Bestimmung gefordert ist. Sie wird routinemäßig in der Qualitätskontrolle und bei der Untersuchung von Hanfprodukten eingesetzt. Auch in der Forschung ist die Gaschromatographie eine wichtige Methode zur Charakterisierung von Cannabinoiden.
HPLC (Hochleistungsflüssigkeitschromatographie)
Die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) ist wie die Gaschromatographie ein sehr leistungsfähiges Verfahren zur Bestimmung von THC in Hanf. Sie zeichnet sich durch eine hohe Empfindlichkeit und Selektivität aus. Damit ist die HPLC prädestiniert für die Analyse komplexer Proben mit geringen THC-Gehalten.
Das Prinzip der HPLC ähnelt dem der Gaschromatographie, jedoch wird hier eine flüssige mobile Phase verwendet. Die Hanfprobe wird extrahiert und in ein Lösungsmittel überführt. Dieses Gemisch wird unter hohem Druck durch eine Trennsäule gepumpt.
Die Säule ist mit einem Trennmaterial (stationäre Phase) gefüllt, an dem die Probenbestandteile unterschiedlich stark gebunden werden. THC hat eine mittlere Affinität zur stationären Phase und eluiert daher nach den Cannabinoiden mit kürzerer Retentionszeit, aber vor den stärker gebundenen Substanzen.
Am Ende der Säule befindet sich ein Detektor, der die getrennten Substanzen erfasst. Für die THC-Bestimmung werden meist UV- oder Diodenarraydetektoren eingesetzt. Über die Peakfläche im resultierenden Chromatogramm kann die THC-Konzentration ermittelt werden. Für eine zweifelsfreie Identifizierung kann zusätzlich ein Massenspektrometer gekoppelt werden.
Ein Vorteil der HPLC gegenüber der GC ist, dass die Proben nicht verdampft werden müssen. Damit entfällt die Gefahr, dass sich THC beim Erhitzen zersetzt. Auch hitzeempfindliche Cannabinoide wie CBD können so schonend analysiert werden. Zudem ist die HPLC universeller einsetzbar und eignet sich auch für polare und schwerflüchtige Substanzen.
Wie die Gaschromatographie erfordert die HPLC eine aufwendige Probenvorbereitung und teure Geräte. Auch die Methodenentwicklung und Optimierung der Trennbedingungen kann zeitintensiv sein. Dafür bietet die HPLC eine hervorragende Trennleistung und Genauigkeit.
In der Praxis wird die HPLC häufig zur Bestimmung von THC und anderen Cannabinoiden in Hanfextrakten und -ölen eingesetzt. Auch für die Reinheitsuntersuchung von Cannabis Blüten und die Stabilitätsprüfung von Hanfprodukten ist sie gut geeignet. In Kombination mit der Massenspektrometrie lassen sich selbst Spurenmengen an THC sicher nachweisen.
Spektroskopische Verfahren
Neben den chromatographischen Methoden gibt es auch verschiedene spektroskopische Techniken, die zur Bestimmung von THC in Hanf eingesetzt werden können. Dazu zählen vor allem die UV/VIS- und die Infrarotspektroskopie. Diese Verfahren beruhen auf der Wechselwirkung von Licht mit den Molekülen in der Probe.
Bei der UV/VIS-Spektroskopie wird die Probe mit Licht im ultravioletten und sichtbaren Bereich bestrahlt. THC absorbiert das Licht bei einer charakteristischen Wellenlänge und geht dabei in einen angeregten Zustand über. Die Menge des absorbierten Lichts ist proportional zur THC-Konzentration in der Probe.
Für die Messung wird ein Extrakt der Hanfprobe hergestellt und in eine Küvette gefüllt. Im Spektrometer wird die Probe mit monochromatischem Licht bestrahlt und die Absorption gemessen. Durch Vergleich mit einer Kalibrationsreihe bekannter THC-Konzentrationen kann der Gehalt in der Probe bestimmt werden.
Die Infrarotspektroskopie nutzt langwelligeres Licht im infraroten Bereich. Hier regt das Licht Molekülschwingungen in der Probe an. THC zeigt dabei ein charakteristisches Absorptionsmuster. Gemessen wird meist im mittleren Infrarotbereich (MIR) zwischen 4000 und 400 cm-1.
Für die Analyse wird die Hanfprobe getrocknet, gemahlen und mit Kaliumbromid zu einem Pressling verarbeitet. Dieser wird im IR-Spektrometer vermessen. Aus dem resultierenden Spektrum lässt sich der THC-Gehalt ableiten, wobei meist eine spezielle Auswertetechnik (Partial Least Squares Regression) zum Einsatz kommt.
Verglichen mit den chromatographischen Verfahren sind UV/VIS- und IR-Spektroskopie weniger selektiv für THC. Andere Cannabinoide und Probenbestandteile können die Messung stören. Dafür sind die Geräte kompakter und einfacher zu bedienen. Die Probenvorbereitung ist weniger aufwendig und die Messungen sind schneller durchzuführen.
In der Praxis werden spektroskopische Verfahren oft für Screeninganalysen und zur Prozessüberwachung eingesetzt. Sie eignen sich auch zur Unterscheidung von Hanfsorten mit hohem und niedrigem THC-Gehalt. Für eine exakte Quantifizierung sollten jedoch chromatographische Methoden oder eine Kombination verschiedener Techniken verwendet werden.
Immunoassays
Immunoassays sind biochemische Testverfahren, die auf der spezifischen Erkennung von THC durch Antikörper beruhen. Sie ermöglichen einen schnellen und einfachen Nachweis von THC in Hanfproben, ohne dass eine aufwendige Probenvorbereitung nötig ist. Der bekannteste Immunoassay ist der ELISA (Enzyme-Linked Immunosorbent Assay).
Beim ELISA wird die Hanfprobe zunächst extrahiert und auf eine Mikrotiterplatte gegeben, deren Vertiefungen mit THC-Antikörpern beschichtet sind. Die Antikörper binden spezifisch an das THC aus der Probe. Nach einem Waschschritt wird ein zweiter Antikörper zugegeben, an den ein Enzym gekoppelt ist.
Dieser zweite Antikörper bindet ebenfalls an das THC und bildet einen Antikörper-Antigen-Antikörper-Komplex. Überschüssige Antikörper werden weggewaschen. Anschließend wird ein Substrat zugegeben, das vom Enzym umgesetzt wird. Dabei entsteht ein Farbstoff, dessen Intensität proportional zur THC-Konzentration in der Probe ist.
Die Farbreaktion kann mit einem Photometer ausgewertet werden. Anhand einer Kalibrationskurve mit bekannten THC-Konzentrationen lässt sich der Gehalt in der Probe bestimmen. Das Ergebnis liegt meist innerhalb weniger Stunden vor.
Ein großer Vorteil von Immunoassays ist die einfache Handhabung. Sie erfordern keine teure Geräteausstattung und können auch von nicht speziell geschultem Personal durchgeführt werden. Zudem sind sie sehr empfindlich und eignen sich zum Nachweis geringer THC-Mengen.
Allerdings sind Immunoassays nicht so spezifisch wie chromatographische Verfahren. Die verwendeten Antikörper können auch mit anderen Cannabinoiden oder ähnlichen Substanzen kreuzreagieren. Dadurch kann es zu falsch-positiven Ergebnissen kommen. Für eine sichere Identifizierung und Quantifizierung von THC sind daher oft zusätzliche Bestätigungstests nötig.
In der Praxis werden Immunoassays häufig für Vor-Ort-Kontrollen und Screeningtests eingesetzt, um Hanfproben auf erhöhte THC-Gehalte zu prüfen. Sie eignen sich auch zur Untersuchung von Hanflebensmitteln und -kosmetika sowie im Rahmen arbeitsmedizinischer Drogentests. Für forensische Zwecke und zur Überprüfung gesetzlicher Grenzwerte sind jedoch empfindlichere und spezifischere Analysemethoden erforderlich.
Fazit
Die Bestimmung des THC-Gehalts in Hanf ist für viele Anwendungen von großer Bedeutung. Sie dient der Qualitätskontrolle, der Sicherstellung der Produktsicherheit und der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben. Dafür stehen verschiedene Messverfahren zur Verfügung, die sich in ihrer Leistungsfähigkeit, Handhabung und Kosten unterscheiden.
Für schnelle Screeningtests und orientierende Untersuchungen eignen sich vor allem Immunoassays wie der ELISA und die Dünnschichtchromatographie. Sie sind einfach durchzuführen, kostengünstig und liefern schnelle Ergebnisse. Allerdings sind sie weniger spezifisch und genau als andere Verfahren.
Wenn es um die exakte Quantifizierung von THC geht, sind chromatographische Methoden wie die Gaschromatographie (GC) und die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC) die erste Wahl. Sie ermöglichen eine zuverlässige Bestimmung auch geringer THC-Konzentrationen in komplexen Matrices. Dafür erfordern sie jedoch eine aufwendige Probenvorbereitung und teure Geräte.
Spektroskopische Verfahren wie die UV/VIS- und IR-Spektroskopie sind ebenfalls zur THC-Analyse geeignet. Sie sind schneller und einfacher durchzuführen als die Chromatographie, aber auch weniger selektiv. In der Praxis werden sie oft für Prozesskontrollen und zur Unterscheidung von Hanfsorten eingesetzt.
Letztendlich hängt die Wahl des Messverfahrens von der konkreten Fragestellung und den Anforderungen an die Genauigkeit ab. Für Forschungszwecke und forensische Untersuchungen sind GC und HPLC unverzichtbar. In der Qualitätskontrolle und für Routineanalysen können auch einfachere Methoden wie Immunoassays ausreichen.
Unabhängig vom gewählten Verfahren ist eine sorgfältige Probenahme und -vorbereitung entscheidend für zuverlässige Ergebnisse. Auch die Einhaltung standardisierter Messprotokolle und die regelmäßige Kalibrierung der Geräte sind wichtig, um vergleichbare und reproduzierbare Resultate zu erhalten.
Insgesamt bieten die vorgestellten Methoden ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Bestimmung von THC in Hanf. Durch die Kombination verschiedener Verfahren lassen sich auch komplexe Fragestellungen beantworten und die Aussagekraft der Ergebnisse erhöhen. So kann sichergestellt werden, dass Hanfprodukte den gesetzlichen Anforderungen entsprechen und unbedenklich verwendet werden können.